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Digitales Typenschild: Die Zukunft der Maschinenkennzeichnung

In der Industrie ist das Typenschild eine unverzichtbare Informationsquelle. Es enthält grundlegende technische Daten über eine Maschine, wie Seriennummer, Modell oder Hersteller. Doch die klassische Metall- oder Kunststoffplakette stößt zunehmend an ihre Grenzen. Hier kommt das digitale Typenschild ins Spiel – eine innovative Lösung, die Maschineninformationen dynamisch bereitstellt und aktualisiert.

Was ist ein digitales Typenschild?

Ein digitales Typenschild ersetzt das klassische physische Schild durch einen QR-Code, NFC-Tag oder eine RFID-Lösung. Beim Scannen des Codes oder beim Auslesen des Chips werden relevante Informationen direkt aus einer zentralen Datenbank abgerufen. Diese können weit über die Basisdaten hinausgehen und beispielsweise Wartungspläne, Ersatzteilkataloge oder Betriebsanleitungen umfassen.

Vorteile des digitalen Typenschilds

1. Mehr Informationen auf Abruf

Anders als ein festes Schild, das nur begrenzten Platz für Informationen bietet, kann ein digitales Typenschild detaillierte Daten bereitstellen, darunter:

  • Technische Spezifikationen
  • Bedienungs- und Wartungshandbücher
  • Wartungshistorie
  • Ersatzteilinformationen
  • Garantie- und Servicekontakte


2. Einfache Aktualisierung

Wenn neue Wartungsanforderungen oder Softwareupdates verfügbar sind, müssen keine neuen Plaketten angebracht werden – die digitalen Informationen werden einfach über die Cloud aktualisiert.

3. Verbesserte Rückverfolgbarkeit

Mit einer digitalen Lösung lassen sich alle relevanten Maschinendaten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg verfolgen. Unternehmen haben so eine transparente Übersicht über den Zustand und die Nutzung ihrer Maschinen.

4. Integration in IoT- und ERP-Systeme

Das digitale Typenschild kann nahtlos in Industrie-4.0-Systeme integriert werden. So können IoT-Sensoren Echtzeitdaten liefern, während ERP-Systeme (z. B. SAP oder Microsoft Dynamics) auf Maschinendaten für Bestellungen und Wartungsprozesse zugreifen.

5. Umweltfreundlichkeit

Da keine gedruckten Handbücher oder Plaketten mehr notwendig sind, reduziert das digitale Typenschild Papierverbrauch und Materialkosten.

Etablierte Normen für digitale Typenschilder

Neben offenen Standards gibt es etablierte Normen, die die Grundlage für digitale Typenschilder bilden:

  • DIN SPEC 91406 / IEC 61406: Definiert die automatische Identifikation von physischen Objekten und die Bereitstellung von Informationen über diese Objekte in IT-Systemen.
  • VDE V 0170-100 / IEC 63365: Legt fest, wie Produktkennzeichnungen in digitaler Form gespeichert und abgerufen werden können.
  • Verwaltungsschale (Asset Administration Shell, AAS): Dient als digitale Repräsentation eines physischen Assets und ermöglicht den standardisierten Austausch von Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts hinweg.

 
Offene Standards für digitale Typenschilder

Neben etablierten Standards basiert die Einführung digitaler Typenschilder auf verschiedenen offenen Standards, die die Interoperabilität und den Datenaustausch zwischen Maschinen und Systemen ermöglichen.

Ein weiteres wichtiges Open-Source-Projekt ist OpenAAS, welches vom ZVEI initiiert wurde, um offene Standards für die Umsetzung von Industrie 4.0 zu etablieren .

Das Fraunhofer IOSB entwickelt mit FAAAST ein Werkzeug zur Verwaltung digitaler Zwillinge basierend auf der Verwaltungsschale (AAS), um Unternehmen eine standardisierte Umsetzung zu ermöglichen .

Der VDE beschreibt in einer speziellen Studie, wie das digitale Typenschild als Grundlage für die Industrie 4.0 dienen kann und welchen Nutzen es für Unternehmen bietet .

Beispiel einer Implementierung

Die Einführung eines digitalen Typenschilds erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Identifikationstechnologie wählen: QR-Code, NFC oder RFID.
  2. Datenmodell gemäß Standard aufbauen: Speicherung von Informationen in einer zentralen Datenbank.
  3. QR-Code oder NFC-Tag generieren: Verknüpfung mit der entsprechenden Datenquelle.
  4. Web- oder App-Schnittstelle bereitstellen: Zugriff auf die Maschinendaten per Smartphone oder Tablet.
  5. Integration mit bestehenden Systemen: Anbindung an ERP- oder IoT-Plattformen.
  6. Langfristige Verwaltung: Regelmäßige Updates und Kontrolle der Zugriffsrechte.

 

Fazit

Das digitale Typenschild ist ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung und Industrie 4.0. Es ermöglicht eine effiziente Verwaltung von Maschineninformationen, verbessert die Wartungsprozesse und reduziert Kosten. Dank offener Standards ist eine nahtlose Integration in bestehende Systeme möglich.

Unternehmen, die frühzeitig auf digitale Typenschilder setzen, profitieren von einem Wettbewerbsvorteil durch höhere Transparenz und optimierte Prozesse. Durch digitale Typenschilder, die ein Maschinenhersteller in seine Produktlinie integriert hat, konnten Servicetechniker durch einfaches Scannen eines QR-Codes sofort auf relevante Wartungs- und Ersatzteilinformationen zugreifen, was die Reaktionszeiten um 30 % verkürzte und die Kundenzufriedenheit deutlich steigerte. Die Zukunft der Maschinenkennzeichnung ist digital!